Dienstag, 9. November 2010

Erste Woche (02.11. bis 09.11.2010)

Der Flug und die Einreise in die USA liefen sehr reibungslos, sieht man von der allgemeinen Paranoia der USA hinsichtlich Reisender in ihr Land ab. Beispielsweise musste ich 4 Passkontrollen durchlaufen, bevor ich in den Flieger steigen konnte. Zum ersten Mal bei meinen Flugreisen stand ich beim Boarden ganz weit vorne in der Schlange, um sicher zu gehen, dass mein üppiges Handgepäck auch gut verstaut werden konnte, bevor es zu Auseinandersetzungen mit anderen Fluggästen kommen konnte ;)

Neben mir zu meiner Rechten im Flugzeug sass eine Muslimin, die eigentlich sich sehr freundlich war. Dennoch viel mir immer wieder ihre Unruhe auf, in dem sie des öfteren aufstand und im Flugzeug umherlief oder ihre Position im Sitz sehr häufig wechselte.  Auf einmal stand sie auf, kniete sich in umgekehrter Flugrichtung auf den Boden und lehnte ihren Oberkörper auf ihren Sitz, auf dem sie zuvor gesessen ist. Ob sie das zum Beten oder für einen besseren Schlaf getan hatte, konnte ich leider nicht herausfinden.

Die Flugzeit verging wie im Fluge (daher kommt der Ausdruck wahrscheinlich auch), auch dank meiner Entdeckung des Spiels "Wer wird Millionär?" auf dem Monitor/Computer an meinem Platz. Nach mehrstündigem Spielen war ich beinahe schon enttäuscht, als ich gelandet bin.

In Chicago angekommen haben Joanna und ich unsere Unterbringung bei Ihrer Freundin, die ebenfalls Joanna heisst, bezogen. Der Einfachheit halber hat die zweite Joanna den Spitznamen J2 verpasst bekommen ;) Ihre Wohnung gehört der polnischen Botschaft und liegt im schönen Stadtteil "Gold Coast", im nördlichen Teil von Chicago Downtown. In den ersten Tagen durfte ich gleich mehrere neue Bekanntschaften machen: Zum Einen die Eichhörnchen, die sich hier ungezwungen um unser Haus herum bewegen. Einmal durfte ich eines beobachten, wie es genüsslich eine Nuss (auch hier kann man sich fragen, ob die Ähnlichkeit der Wörter zufällig ist) verspeiste. Meine Anwesenheit störte es keineswegs. Zum Anderen gab es die weniger schöne Bekanntschaft mit dem Wind, von dem ich zwar wusste, dass er eisig kalt sein kann, das aber bis dahin doch eher verdrängt hatte.

Unsere erste schöne Bar, in der Joanna und ich waren liegt auf dem Dach des Wit Hotel mit exzellenter Aussicht auf Chicago: http://www.thewithotel.com/
Leider wusste der Cocktail, der sich als sehr verlockend angehört hatte, nicht als solcher überzeugen. Aber dafür gibt es ja die Aussicht ... ;)

In der ersten Woche haben Joanna und ich 3 Mal damit begonnen, den Film "Burn After Reading" anzuschauen, bevor wir ihn endlich zu Ende gesehen hatten. Bei den ersten beiden versuchen sind wir jeweils eingeschlafen. Sehr ungewöhnlich, bei einem solch unterhaltsamen Film.

Bei einer meiner ersten Stadterkundungen habe ich mich nochmals ins Macy's gewagt.  Nachdem ich mich im Juli beinahe darin verirrt hatte, wollte ich mich nochmals der Herausforderung stellen. Dieses Mal lief es erstaunlich besser: Ich behielt die Übersicht und fand ohne grössere Umwege heraus. Aber auf dem Heimweg fiel mir auf, dass ich meine Mütze darin liegen gelassen haben muss. Also bin ich am Tag darauf nochmals hin, wobei meine Hoffnung, die Mütze wieder zu finden, eher gering war. Ich fragte nach beim "Lost & Found" Schalter (Hätte ich mich vielleicht schon im Juli melden sollen ;). Nachdem bei ihnen nichts abgegeben abgegeben wurde, machte ich nochmals eine Runde durch die Gänge und siehe da, mitten auf einem Tisch mit Macy's Auslage lag sie da, als ob sie darauf gewartet hätte, von mir abgeholt zu werden. Ein schönes Erfolgserlebnis! ;)

Ein anderes Erlebnis hätte eher ins Auge gehen können. Beim Shoppen in einem Sportgeschäft (läppische 7 Stockwerke) musste ich das WC aufsuchen. Beim Verlassen liess sich die Türe zuerst nicht öffnen. Ich malte mir schon aus, wie ich mich schlangenähnlich über die Türe hinweg aus der Kabine hinaus manövrierte. Viele Platz war dort nicht. Es wäre sicher eine köstliche Amüsierung für das Personal gwesen, wenn ich dort oben stecken geblieben wäre. Aber zum Glück liess sich die Türe mit ein wenig "Gewaltanwendung" doch noch öffnen.

Letzten Samstag haben wir uns das erste Mal so richtig ins Nachtleben gestürzt. Angefangen in einer Bar, die uns allen buchstäblich gestunken hatte, hat uns Jacob, ein Freund von Joanna mit eine Limousine abgeholt, die uns in einen Club brachte. Immer wieder ein ganz spezielles Erlebnis, vor allem wenn sie die Boxen wie auch die Stimmung im Fahrzeug mehr überschlagen als in der eigentlichen Destination. Etwas verkatert haben wir den Sonntag Mittag/Nachmittag dann auch ziemlich verschlafen, bevor wir abends bei einem privaten Vortrag eines Schlangenexperten teilnehmen durften. Der Vortrag war sehr interessant, vor allem weil es der Redner auch bestens verstanden hatte, den Vortrag äusserst lebendig zu gestalten. Etwas gewagt aus US-amerikanischer Sicht waren möglicherweise die Bilder seiner halb-nackten Assistentinnen und ihm selber auf seinen Entdeckungsreisen.

Gestern war ich das erste mal joggen am Lake Michigan; der See, der wohl mehr Meer ist ;) Da uns das Wetter seit meiner Ankunft mit zumeist strahlend-blauem Himmel verwöhnt, war das ganze ein Genuss pur. So sehr, dass ich für meinen ersten Lauf seit längerer Zeit wohl eine etwas zu lange Strecke gewählt hatte und ich heute dafür mit Muskelkater büssen muss. Dafür haben sich die Schuhe, die ich meinem potentiellen "Sportgeschäft-Gefängnis" erworben hatte, als Glücksgriff erwiesen.

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