Dienstag, 21. Dezember 2010

Neuer "Plumkacz" und jede Menge Feiern

Mittlerweile sind die Temperaturen hier so weit gesunken, dass nicht nur manche Hunde Schuhe, Jacke und Mütze tragen, sondern ich auch schon Leute auf den Strassen mit Skibrillen sowie weiteren Skiklamotten gesehen habe, um sich vor der Kälte zu schützen. Wahrscheinlich wird deswegen auch in Fahrenheit und nicht in Celsius gemessen, um die Wettersituation im Winter zu beschönigen. Für meine  habe ich mir jetzt auch die flauschigen Schützer besorgt, die wie Kopfhörer ausschauen. Wahrscheinlich einer meiner besten Einkäufe in letzter Zeit.

Schon den ganzen Dezember tingeln wir von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier. Beispielsweise waren wir bei der Feier der polnischen Botschaft und irgendeiner Anwaltskammer. Bei einigen weiss ich manchmal auch gar nicht, wer uns eingeladen hat und wer die anderen Gäste sind. Macht aber auch nichts, denn das Essen dort ist meistens gut und die Bar ergiebig. Das gleiche gilt für eine polnische Taufe, mit der Joanna mich mitnahm.  Mit einem älteren Herrn bei uns am Tisch habe ich zusammen eine Flasche Wodka getrunken. Ausser "Nazdrovje" haben wir kein Wort gesprochen, da er nur polnisch konnte. Für den übermässigen Alkoholkonsum musste ich, oder besser gesagt Joanna bei der Rückfahrt büssen. Die frische Luft tat mir nicht gut und in der S-Bahn wollte ich an jeder der geschätzten Stationen aussteigen. Ein ähnliches Spiel dann im Taxi. Zum Glück  wusste Joanna das zu verhindern, so dass wir schlussendlich doch noch heil ans Ziel gekommen sind.

Letztes Wochenende waren wir bei der Absolventenfeier einer Freundin von uns. Nachdem ich es schon ein paar mal in Filmen verfolgen konnte, war die Live-Veranstaltung noch um einiges spannender. Bis heute verstehe ich noch nicht, wer Hüte mit integrierter Mini-Tischplatte für Absolventen und Lehrkräfte eingeführt hat. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass diese Person sich damit nur einen Spass erlaubt hat. Zu Beginn der Veranstaltung fiel es mir schwer, mich auf die Vortragenden zu konzentrieren, denn wir sassen in der Ecke für die Gehörlosen. Zumindest sassen vor der Bühne Übersetzer, die die Taubstummensprache mit sehr viel Herzbut und hingabevoller Gestik und Mimik von sich gaben. Zwangsläufig war meine volle Konzentration den beiden Übersetzern gewidmet und ich überlegte mir dann auch, diese Sprache selber zu erlernen. Am Ende der Veranstaltung wurde ich etwas unsanft von der Polizei aus dem Saal geschoben, da ich noch Fotos von unserer Freundin an ihrer Abschlussfeier machen wollte, während der Saal für die nächste Veranstaltung geräumt wurde.

Letzte Woche war ich auch das erste mal vor Gericht. Ein spannender Fall, in dem ein junger Pole wegen Beschmutzung jüdischer Gräber angeklagt wurde. Er hat angeblich Hetzschriften an die Grabsteine gesprüht und dafür 7 Jahre bekommen, Beweise gab's aber keine. Da es sich nur um eine Anhörung handelte, fand sie zusammen mit mehreren anderen Anhörungen statt. Dementsprechend ging es dort zu wie in einem Bienenschwarm. Auf den Zuhörerrängen fühlte ich mich auch etwas eingeschüchtert: recht niedrige Decken, dicke Luft im wahrsten Sinne des Wortes und Holzbänke, die jeder Kirche Konkurrenz machen können. Manchmal hat man Schwierigkeiten, zwischen Angeklagten und ihren Vertretern und Anklägern zu unterscheiden: jede Menge Freaks! Und aus unersichtlichem Grund fühlt man sich selber irgendwie schuldig und überlegt, was man so alles in seinem Leben falsch gemacht hat. Zum Glück haben die nicht von meiner kleinen Übertretung bei der Absolventenfeier gehört, sonst hätte ich vielleicht auch noch vor den Richter treten dürfen ;)

Wir haben uns einen neuen "Plumkacz" (Luftbefeuchter) für daheim angeschafft. Da der alte "Plumkacz" in Froschform ja unserer Mitbewohnerin gehört, wurde es auch Zeit dafür. Der neue sieht nun aus wie ein Ufo. Wir hoffen nur, dass er nachts nicht über unseren Köpfen kreist. Nachts ist er auch beleuchtet wie ein fremdes Flugobekt, so dass ich manchmal nachts aufwache und darauf warte, dass mich die Aliens zusammen mit Joanna auf ihren Planeten mitnehmen.  Das blieb uns zum Glück bisher erspart. Ebenso dampft er wie ein Wasserkocher die ganze Nacht durch. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das das normale Verhalten eines Luftbefeuchters ist. Aber lieber das als morgens auf einem fremden Planeten aufzuwachen ;)

Kürzlich hatte ich das Vergnügen Joanna zu ihrem Doktor zu begleiten. Vergnügen auch deshalb, weil der seine Praxis in dem Gebäude hat, in dem auch das Herrenmagazin Playboy seinen Hauptsitz hat ;) Joanna konnte nach dem Besuch gar nicht verstehen, weshalb ich freiwillig anbot, sie bei allen weiteren Doktorbesuchen wieder zu begleiten ;)

Busfahren in Chicago ist nicht gerade so, wie ich es aus Zürich gewohnt bin. Man zieht hier an einer Schnur, wenn man an der kommenden Haltestelle raus möchte. Bekommt das der Fahrer rechtzeitig mit, legt er zumeist eine punktgenaue Vollbremsung hin. Das ist gar nicht so einfach für ihn, da er dabei zumeist um einige Schlaglöcher herummanövrieren muss. Normalerweise fahren die Busse eine ziemlich lange Strasse den ganzen Tag rauf und runter. Als dann doch mal einer abgebogen ist, war ich etwas überrascht und hatte schon Angst, dass wir entführt wurden. Das war dann zum Glück nicht der Fall, sondern einfach nur eine andere Route. Die Busse kommen auch nicht unbedingt in regelmässigen Abständen. Eher kommen zwei gemeinsam und dann eine halbe Stunde keiner mehr, was besonders bei Minustemperaturen ärgerlich ist und man gerade das letzte Paar vepasst hat.

Montag, 6. Dezember 2010

Winteranfang und Shopping


Heute hatten wir minus 8 Grad Celsius in Chicago und wenn dann noch der Wind entsprechend geht fühlt es sich an als ob noch eine null hinten dran hängen würde. Auch hatten wir schon den ersten Schnee, in dem weiterhin die Eichhörnchen munter herumspringen. Ich dachte immer, dass die auch Winterschlaf halten, aber denkste ... Vor der Kältewelle hat man um unser Haus herum fast genauso häufig wie die Eichhörnchen die "Laubbläser" gesehen, oder besser gesagt gehört. Ich bin mir nicht sicher, ob das ihre offizielle Bezeichnung ist, aber das sind diejenigen Zeitgenossen, die mit einem riesigen Fön die Blätter vor sich hertreiben, bis sie sich auf einem riesigen Stapel sammeln und darauf warten, bis der nächste Windstoss sie wieder schön verteilt. Selber mit Ohrenschutz ausgestattet sind sie schon sehr früh aktiv, um einen rechtzeitig zum Aufstehen zu bewegen. Von daher bin ich auch um den Schnee froh, der die Blätter unter sich begräbt und somit für mehr Morgenruhe sorgt.


Einkaufen ist hier ein völlig anderes Erlebnis als in "Good Old Europe", quasi ein kontinuierlicher Prozess, der nach dem Schliessen der Geschäfte online weitergeführt wird. Beim Gang in die Geschäfte gewöhnt man sich schnell an das Begrüssungskommittee bestehend aus einer Person, die einen gleich hinter der Eingangstür höflich fragt, wie es einem denn so gehe. An schlechten Tagen ist man in Versuchung geführt, dieser Person sein Leid zu klagen oder ihr einfach klar zu machen, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheit kümmern solle. Aber es gelingt dann doch immer noch höflich zu bleiben und mit "Gut, danke" zu antworten. Hat man sich dann durch das Sortiment gekämpft und sich den Weg zur Kasse gebahnt, muss man neben dem Zahlen auch schwerwiegende Entscheidungen treffen, wie, ob man mit Newslettern oder Katalogen bombardiert werden möchte und ob man die Visitenkarte des Verkäufers für den Fall ausgehändigt bekommen möchte, dass man etwas wichtiges zu shoppen vergessen hat. Mittlerweile habe ich schon einen kleineren Stapel von den Dingern, jedoch nie eines davon gebraucht.

Manche Verkäufer, oftmals auch anderer Hautfarbe, sind für mich noch eher schlecht zu verstehen. Kürzlich fragte ich einen schwarzen Mitarbeiter in einem Elektrohandel nach einem Stromumwandler  für meinen Langhaarschneider. Obwohl ich kein Wort verstand, entnahm ich seinem Redestrom, dass sie ein solches Gerät nicht führten, alleine deswegen, weil er parallel dazu immer wieder den Kopf schüttelte. Ähnlich läuft es oft bei den Begrüssungen für mich. Dann verstehe ich nämlich oft nur so viel wie "bla bla bla bla bla bla bla bla ... help you?", wobei mir der "bla bla ..." Teil in doppelter Geschwindigkeit vorkommt. Aber daran werde ich mich auch noch gewöhnen. Mittlerweile habe ich einen neuen Langhaarschneider nach US Norm, weil die günstiger sind als der Stromumwandler.

Kurz vor Weihnachten findet man an jeder Ecke Vertreter der Heilsarmee, die Gelder für Obdachlose sammeln wollen, von denen es hier nicht zu wenige gibt. Sie machen mit fröhlichem Glockengeläute auf sich aufmerksam, damit man sie zumindest mal nicht überhört. Ich weiss nicht genau, wie es den anderen Passanten geht, aber mich lockt das Glockengeläute nicht an, sondern im Gegente bewegt mich zu Flucht. Vielleicht wäre es eie gute Geschäftsidee, die Marketingmassnahmen der Heilsarmee etwas zu optimieren ;)

Starbucks ist schon eine Intuition hier. Noch etwas häufiger als die Vertreter der Heilsarmee und Eichhörnchen findet man diese Kaffeeläden weit verstreut über die ganze statt. Man kommt gar nicht drumherum, sich an den Kaffee aus den weiss-grünen Bechern zu gewöhnen. Mein persönliches Highlight ist aber eher der Bananen-Walnuss-Kuchen von dort: Ein Genuss, wenn noch frisch. Auch ist Starbucks empfehlenswert wegen dem kostenlosen Internet-Anschluss in jeder Niederlassung. Damit lässt sich mit dem iPhone schön die Route für die weitere Einkaufstour planen oder man checkt eben mal die eMails.

Daheim haben wir natürlich auch digitales Fernsehen. Ich war noch nie ein Fan davon, auch nicht in Europa. Bevor ich es genauer kennengelernt habe, dachte ich immer, es sein ein Segen mit so einer riesigen Auswahl an Programmen. In der Zwischenzeit hat sich mein Bild aber mehr als relativiert und ist hier nur bestätigt worden. Bei bis zu tausend Programmen fällt es mir persönlich schwer, mich durchzuhangeln, vor allem auch deswegen, weil das Wechseln zwischen zwei Programmen eine geschätzte Ewigkeit dauert. Das lief sogar schon zu "Schwarz-weiss-Zeiten" schneller. Von der Qualität des Programmes ganz abzusehen. Was gibt es schlimmeres als den Kardashians beim Frühstücken zuzusehen, geschweige denn ihrem restlichen Tagesablauf? Für die einzigen Sender, die noch etwas taugen, muss man separat zahlen. Ich abe mir jetzt deshalb mal wieder ein paar nette Bücher besorgt und werde nachher noch etwas im Internet shoppen gehen: gte alte Brettspiele und Puzzles ;)

Sonntag, 28. November 2010

Thanksgiving

Wie in den USA so üblich, haben wir uns für einige Newsletter eingetragen, die einem jeden Tag die tollsten Angebote schicken. Darüber sind wir auch zu dem Bikram Yoga Gutschein gelangt, bei dem wir 20 Stunden für 40 Dollar bekommen haben. Als Fast-Schwabe kann man da nicht nein sagen ;) Am vorletzten Sonntag machten wir uns dann auf den Weg zur ersten Stunde. Obwohl nur 3 von insgesamt nahezu 100 Vierteln in Chicago entfernt, dauerte die Busfahrt dorthin beinahe ein halbe Stunde. Dort angekommen mussten wir auch erstmal unsere Schuhe ausziehen. Da das alle Teilnehmer und auch die Kursleiter machen müssen, schafft das Ganze ein Aroma, das doch eher gewöhnungsbedürftig ist. Umgezogen und einigermassen motiviert tauschten wir uns noch vor dem Beginn der Einheit mit anderen erfahreneren Teilnehmern  aus. Vor allem die Aussage einer Frau "Yoga sei doch so entspannend", blieb mir irgendwie im Ohr hängen. Beim Betreten des Yogaraums meinte ich zuerst, die Heizung wäre defekt oder viel zu heiss eingestellt. Ich schwitzte bereits enorm vor meiner ersten Anstrengung. Es stellte sich aber auch bald heraus, dass das dazu gehört und so kamen dann auch viele der männlichen Teilnehmer nur leicht bekleidet mit Unter- oder Badehose zur Übung. Bei der einzigen Frau, die auch nur leicht bekleidet war mit Hot-pants und Bikini-Oberteil, wünschte ich mir Minustemperaturen, damit sie genötigt wäre, ihre Körperfülle zu bedecken. Dann fing die Stunde an und bedingt durch die subtropischen Temperaturen und die herausfordernden Übungen schwitzten wir wie die Irren. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals so ausserhalb der Sauna so geschwitzt hätte, ausgenommen beim Hallenfussball im Sommer. Bikram Yoga muss übersetzt so etwas bedeuten wie: Extrem-Dehnübungen bei extremen klimatischen Verhältnissen. Mir kamen wieder die Worte der anderen Teilnehmerin vor Beginn der Stunde in den Sinn und ich fragte mich, ob sie nun heimlich hin sich hereinschmunzelte, weil sie in uns falsche Vorstellungen von der ganzen Veranstaltung erweckte. Entspannung bedeutet für mich etwas anderes ;) Dennoch freuen wir uns auf die nächsten 19 schweisstreibenden Yoga-Stunden.

Letzte Woche standen auch mal wieder ein paar kulturelle Lekerbissen auf dem Programm. Montags  kommt man hier immer umsonst ins Museum und ich nutzte dies eiskalt aus und ging ins Chicago History Museum, das bei uns gleich um die Ecke liegt. Ich muss mir noch überlegen, welches Museum nächsten Montag dran ist ;) In der Oper haben wir den Mittsommernachtstraum von Shakespeare gesehen.  Nicht überraschend drückten wir das Durchschnittsalter doch erheblich. Auch musste ich feststellen, dass es um einiges einfacher ist, dem Stück zu folgen, wenn man die Geschichte zuvor gelesen hat. Das werde ich sicher beim nächsten Opernbesuch berücksichtigen. Unser  Highlight diese Woche aber war das Musical "Billy Elliot". Eine richtig tolle Aufführung, auch wenn ich es das ganze Stück über nicht so richtig wahr haben wollte, dass ein irischer Junge lieber Balletttänzer werden möchte anstelle Fussballspieler ...

Am Donnerstag war Thanksgiving, das traditionelle nordamerikanische Truthahn-Zubereitungsfest. Und wie es sich für den Anlass gehörte, machten wir uns daran, einen solchen Vogel zubereiten. Hier die Entstehungsgeschichte dazu in Bildern:

Frisch vom Supermarkt ... 











Ready to rumble ...











Mit Würze ...











Letztes Nickerchen ...











Mit Füllung ...











Ab in den Ofen ...











Am Sonne tanken...











Am Brutzeln ...











Bereit zum Verzehr ...











Letzte Vorbereitungen ...











Der stolze Koch ...











Der letzte Rest vom Schützenfest!

Sonntag, 21. November 2010



Ein paar interessante Statistiken aus Chicago: Am 11. November wurde im REDEYE (eine kostenlose Tageszeitung hier, so wie die 20 Minuten bei uns) der "Homicide Tracker" veröffentlicht, einer Art Übersicht der Morde, die in diesem Monat in der Stadt veröffentlicht wurden. Obwohl erst knapp ein Drittel des Monats vorbei war, wurden schon 8 Morde begangen, zumeist Erschiessungen. Die genauen Tatorte wurden sogar auch noch auf der Stadtkarte angezeigt, die zum Glück nur im Süden und Westen der Stadt vorkamen, wo wir uns so gut wie nie aufhalten. Weniger beruhigend kommt da die Meldung daher, dass in Illinois die Waffengesetze gelockert wurden. Manchmal will einer die Amis verstehen.


Chicago hat nach dem in dieser Woche veröffentlichten Michelin Führer zwei 3-Sterne-Restaurants und somit beinahe 2% aller Restaurants dieser Güteklasse weltweit. Sie liegen geografisch nicht weit weg von unserer Unterbringung, von unserem Budget wahrscheinlich eher etwas weiter. Überrascht hat mich dann doch, dass die Namensähnlichkeit des Führers zum Reifenhersteller nicht zufällig ist. Michelin hat diesen Führer im letzten Jahrtausend (hört sich - finde ich - sehr dramatisch an, obwohl erst ein paar Jährchen zurückliegend) herausgebracht, um die Autofahrer mehr zum Reisen zu bewegen. Das ist sicherlich gelungen, auch wenn der Führer sicherlich nicht der einzige Grund dafür war. Und wahrscheinlich waren die Vehikel damals genauso teuer wie ein Dinner heutzutage in einem der gelisteten Restaurants.


Letzte Woche war ich mit Joanna und zwei Freundinnen im Restaurant Mercadito. Des Essens wegen würde ich es eigentlich nicht erwähnen, da die meisten Tacos Mühe hatten, auf einer Scala von 1 bis 10 die 5er-Schwelle zu übersteigen. Dafür wussten aber zum Einen das Ambiente, mehr aber noch das etwas besondere Event in der Kellerbar zu überzeugen. Dort spielte nämlich eine recht hübsche Violinspielerin, während ein DJ seine Bassklänge geschickt dazu untermischen konnte. Das ist das schöne an einer Grossstadt wie Chicago, in der sich aufgrund Konkurrenzdruck die Läden solch netten Besonderheiten einfallen lassen müssen.

Einkaufen bei Cosco - einem Grosshandel, bei dem scheinbar auch jeder Nicht-Händler einkaufen darf. Die Einkaufswägen dort würden bei uns als kleine KFZ's durchgehen, Smart Kategorie. Wenn mich nicht alles täuscht, benötigt man zum Navigieren offiziell einen Führerschein. Es bietet sich an, mit leerem Magen zu Cosco zu gehen, da es an jedem 2. Gang Essensproben gibt. Von Dim Sum's mit Shrimp Füllung über Mini-Pizzas zu Crackers mit nach nichts schmeckender Paste drauf gibt es ein reichliches Angebot. Wenn man sich da durcharbeitet, dann vergisst man nahezu das einkaufen nebenher. Sonst findet man alles im Sortiment, sogar Medikamente und Musikinstrumente. Ich hatte mal kurzzeitig darüber nachgedacht, mir ein Schlagzeug zu kaufen.


Wir haben einen Raumbefeuchter für die trockenen Winternächte ausprobiert. "Plumkacz" ist sein Name und hat die Form eines überdimensionalen Frosches, der regelmässig mit Wasser aufgefüllt werden muss. Der Name kann auch nicht übersetzt werden, sondern soll nur das Geräusch in Worte fassen, dass er nachts macht, wenn das Wasser aus seinem Kopf in andere Körperteile geleitet wird. Wenn das Licht ausgeschaltet wird, steigt der Wasserdampf dann aus seinen Augen. Das sorgte natürlich am Anfang für Belustigung bei uns, mittlerweile lassen wir "Plumkacz" einfach die ganze Nacht vor sich hindampfen.


Hier ein Bild von Plumkacz:



Da ja Plumkacz nicht unbedingt der Photogenste ist, hier noch ein paar andere Eindrücke von Chicago. Zum Beispiel ein Eichhörnchen vor unserem Haus beim Brunchen ...


Unsere Nachbarschaft ...




































Spuren einer Legende ... 




Beim Autos verchecken ...

Unglaubliche Angebote im Outlet Store ...

Chicago mal aus einer anderen Perspektive ... 


Schmortöpfchen (nur für Insider) ... 




Die Violinistin ...

Die süsseste Zuschauerin ... 


Interessantes  Bier ...


Nachts bei den Maiskolben ...



















Mittwoch, 17. November 2010

On the road again

Letzten Mittwoch war ich mit Joannas Bruder auf einer Autoversteigerung im nicht so sehr beliebten Nachbarstaat Wisconsin. Auf einem riesigen Parkplatz standen beinahe 2'000 Autos zum Verkauf bereit. Und auch ein grosser Schwarm von Anbietern und Bietenden. Besonders beeindruckend sind die Versteigerer selbst. Wenn ich bisher dachte, dass die Inder ungekrönte Weltmeister im Schnellsprechen sind, dann habe ich mich getäuscht. Sie werden von eben diesen Versteigerern ohne Frage in den Schatten gestellt. Ich habe so ziemlich kein einziges Wort verstanden von ihren Anpreisungen, allein der Geschwindigkeit wegen. Unter den Käufern/Verkäufern befanden sich schon einige wilde Vögel, von denen einer meine besondere Aufmerksamkeit erregte: Ein älterer Herr, dem auf einer Seite das Ohr komplett fehlte. Dennoch trug er eine Brille, die trotz seiner Geschäftigkeit keine Anstalten machte, zu Boden zu fallen. Ob die Brille wohl festgeklebt war?

Kürzlich habe ich bei Amazon die 2. Staffel von Dexter bestellt, die an Joannas Adresse bei der Arbeit versendet werden sollte. Geschickt wie ich bin, habe ich die Adresse nicht komplett angegeben, so dass die DVD nicht geliefert werden konnte. UPS behält in solchen Fällen das Paket zur Selbstabholung zurück. Selbstabholung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man sich einen halben Tag reservieren sollte um sich auf die grosse Reise in das UBS Hauptquartier zu machen. Dieses liegt nämlich von uns aus zwar nicht ganz auf der anderen Stadtseite, aber auch nicht weit davon entfernt. Und Hauptquartier ist vielleicht auch etwas untertrieben, denn es handelt sich in Wirklichkeit wohl eher um ein kleines Dorf, das im Süden Chicagos liegt. Je näher ich meinem Ziel kam, desto höher war der Anteil der schwarzen Bevölkerung auf den Strassen.  Im letzten Bus war ich dann wohl der letzte verbleibende Weisse ;) Am Ziel angekommen, musste ich dann dem UPS Mitarbeiter den Aufbau eines Schweizer Führerscheins erklären, da mein Pass gemütlich daheim lag. Zum Glück nahm er mir das ab, denn ich bekam mein Paket schlussendlich doch ausgehändigt. Mit diesem Erfolg nahm ich die Stunde Rückreise gerne in Kauf.

Das zweite Highlight an diesem Tag war der Besuch im Apple Store. Begrüsst von einer Armada in blauen T-Shirts gekleideten Mitarbeitern fühlt man sich im Service-Paradies angekommen. Hat man allerdings eine Frage, dann sieht das schon ganz anders aus. Alle blauen Äpfelchen flüchten dann in eine Geschäftigkeit, die sie dann die nächsten kommenden Stunden zu beschäftigen scheint. Dafür gibt es dann ein Alternativprogramm. Wie an der Volkshochschule werden dort Kurse im oberen Stock des Ladens angeboten, bei denen man lernen kann, wie man seine Gitarrenkünste auf dem Macbook laden und bearbeiten kann. Sicherlich interessant, aber nicht für jeden brauchbar. Aber sicherlich auch ein geeigneter Zeitvertreib, während man auf den nächsten verfügbaren Mitarbeiter warten muss.

Die letzten Tage standen auch für uns im Zeichen der Kultur.  Joanna lud mich zu dem Theaterstück "Die Möwe" von Anton Tschechov im Goodman Theatre ein. Ein sehr gut gespieltes Stück, wenn auch ein wenig zu amerikanisiert dargestellt. Zwangsläufig musste ich mir die Frage stellen, ob sie eine solches Stück auch in Zeiten des kalten Krieges gespielt hätten. Wir hatten Plätze direkt vor der Bühne, was einem das Gefühl gab, mittendrin, statt nur dabei zu sein. Das zweite kulturelle Highlight war dann ein klassisches Konzert. Unsere Bekannte Samantha hat uns tolle Karten für eine Veranstaltung mit  Stücken von Chopin und Paderewski in der Newberry Library besorgt. Schön herausgeputzt durften wir auch Jan Lisiecki, einem 15-jährigen Wunderpianisten bewundern. Wir alle waren mehr als beeindruckt von seinem Klavierspiel, vor allem in seinem Alter. Es kann etwas ernüchternd wirken, wenn man sich überlegt, was man selber in dem Alter zu Wege gebracht hat ;) Einige Fauxpas'  bei der Veranstaltung lockerten die sonst eher förmliche Atmosphäre etwas auf: Versagen der Boxen, Wildes Umhergeklicke bei der Bildschirmpräsentation, Nichterscheinen des Hauptpreisträgers für den Maestro-Award, heisse Kämpfe am kalten Buffet, mit polnischen Köstlichkeiten und leckeren Früchten im Schokoladenmantel.

Anschliessend ging es dann noch in einen coolen Club:
http://www.stonelotuslounge.info/
Zwischen 11 und 12 Uhr nachts waren alle Wodka Getränke umsonst. Das war dann auch genau die Zeitspanne, die wir in dem Club verbrachten, wie auch ein Grossteil der anderen Gäste. Hier musste man sich dann fragen, wie ein solcher Club zu Geld kommt. Aber für die Gäste ist es toll! ;)

Da wir nur ein paar Schritte vom Lincoln Park entfernt wohnen, bin ich jetzt auch mal dort laufen gewesen. Es ist ein recht schöner Park mit einem Zoo und vielen freilaufenden Gänsen und wieder mal Eichhörnchen. Die Tierchen können wirklich verdammt schnell sein, vor allem wenn ein Hund hinter ihnen her ist. Es schien mir auch so, dass dieser Park die heimliche Brutstätte für sie ist, denn ich habe noch nie so viele auf einem Haufen gesehen. Über den Lincoln Park gibt es noch eine nette kleine Anekdote: In diesem Park genauso wie im Grant Park sollten bei Erbauung jeweils die Statuen der Namensgeber, der beiden früheren Präsidenten aufgestellt werden. Versehentlich hat man dann aber die Statuen jeweils in den falschen Park geliefert. Aus Bequemlichkeitsgründen wurde das auch nie korrigiert. Deshalb steht heute die Grant Statue im Lincoln Park und umgekehrt.

Dienstag, 9. November 2010

Erste Woche (02.11. bis 09.11.2010)

Der Flug und die Einreise in die USA liefen sehr reibungslos, sieht man von der allgemeinen Paranoia der USA hinsichtlich Reisender in ihr Land ab. Beispielsweise musste ich 4 Passkontrollen durchlaufen, bevor ich in den Flieger steigen konnte. Zum ersten Mal bei meinen Flugreisen stand ich beim Boarden ganz weit vorne in der Schlange, um sicher zu gehen, dass mein üppiges Handgepäck auch gut verstaut werden konnte, bevor es zu Auseinandersetzungen mit anderen Fluggästen kommen konnte ;)

Neben mir zu meiner Rechten im Flugzeug sass eine Muslimin, die eigentlich sich sehr freundlich war. Dennoch viel mir immer wieder ihre Unruhe auf, in dem sie des öfteren aufstand und im Flugzeug umherlief oder ihre Position im Sitz sehr häufig wechselte.  Auf einmal stand sie auf, kniete sich in umgekehrter Flugrichtung auf den Boden und lehnte ihren Oberkörper auf ihren Sitz, auf dem sie zuvor gesessen ist. Ob sie das zum Beten oder für einen besseren Schlaf getan hatte, konnte ich leider nicht herausfinden.

Die Flugzeit verging wie im Fluge (daher kommt der Ausdruck wahrscheinlich auch), auch dank meiner Entdeckung des Spiels "Wer wird Millionär?" auf dem Monitor/Computer an meinem Platz. Nach mehrstündigem Spielen war ich beinahe schon enttäuscht, als ich gelandet bin.

In Chicago angekommen haben Joanna und ich unsere Unterbringung bei Ihrer Freundin, die ebenfalls Joanna heisst, bezogen. Der Einfachheit halber hat die zweite Joanna den Spitznamen J2 verpasst bekommen ;) Ihre Wohnung gehört der polnischen Botschaft und liegt im schönen Stadtteil "Gold Coast", im nördlichen Teil von Chicago Downtown. In den ersten Tagen durfte ich gleich mehrere neue Bekanntschaften machen: Zum Einen die Eichhörnchen, die sich hier ungezwungen um unser Haus herum bewegen. Einmal durfte ich eines beobachten, wie es genüsslich eine Nuss (auch hier kann man sich fragen, ob die Ähnlichkeit der Wörter zufällig ist) verspeiste. Meine Anwesenheit störte es keineswegs. Zum Anderen gab es die weniger schöne Bekanntschaft mit dem Wind, von dem ich zwar wusste, dass er eisig kalt sein kann, das aber bis dahin doch eher verdrängt hatte.

Unsere erste schöne Bar, in der Joanna und ich waren liegt auf dem Dach des Wit Hotel mit exzellenter Aussicht auf Chicago: http://www.thewithotel.com/
Leider wusste der Cocktail, der sich als sehr verlockend angehört hatte, nicht als solcher überzeugen. Aber dafür gibt es ja die Aussicht ... ;)

In der ersten Woche haben Joanna und ich 3 Mal damit begonnen, den Film "Burn After Reading" anzuschauen, bevor wir ihn endlich zu Ende gesehen hatten. Bei den ersten beiden versuchen sind wir jeweils eingeschlafen. Sehr ungewöhnlich, bei einem solch unterhaltsamen Film.

Bei einer meiner ersten Stadterkundungen habe ich mich nochmals ins Macy's gewagt.  Nachdem ich mich im Juli beinahe darin verirrt hatte, wollte ich mich nochmals der Herausforderung stellen. Dieses Mal lief es erstaunlich besser: Ich behielt die Übersicht und fand ohne grössere Umwege heraus. Aber auf dem Heimweg fiel mir auf, dass ich meine Mütze darin liegen gelassen haben muss. Also bin ich am Tag darauf nochmals hin, wobei meine Hoffnung, die Mütze wieder zu finden, eher gering war. Ich fragte nach beim "Lost & Found" Schalter (Hätte ich mich vielleicht schon im Juli melden sollen ;). Nachdem bei ihnen nichts abgegeben abgegeben wurde, machte ich nochmals eine Runde durch die Gänge und siehe da, mitten auf einem Tisch mit Macy's Auslage lag sie da, als ob sie darauf gewartet hätte, von mir abgeholt zu werden. Ein schönes Erfolgserlebnis! ;)

Ein anderes Erlebnis hätte eher ins Auge gehen können. Beim Shoppen in einem Sportgeschäft (läppische 7 Stockwerke) musste ich das WC aufsuchen. Beim Verlassen liess sich die Türe zuerst nicht öffnen. Ich malte mir schon aus, wie ich mich schlangenähnlich über die Türe hinweg aus der Kabine hinaus manövrierte. Viele Platz war dort nicht. Es wäre sicher eine köstliche Amüsierung für das Personal gwesen, wenn ich dort oben stecken geblieben wäre. Aber zum Glück liess sich die Türe mit ein wenig "Gewaltanwendung" doch noch öffnen.

Letzten Samstag haben wir uns das erste Mal so richtig ins Nachtleben gestürzt. Angefangen in einer Bar, die uns allen buchstäblich gestunken hatte, hat uns Jacob, ein Freund von Joanna mit eine Limousine abgeholt, die uns in einen Club brachte. Immer wieder ein ganz spezielles Erlebnis, vor allem wenn sie die Boxen wie auch die Stimmung im Fahrzeug mehr überschlagen als in der eigentlichen Destination. Etwas verkatert haben wir den Sonntag Mittag/Nachmittag dann auch ziemlich verschlafen, bevor wir abends bei einem privaten Vortrag eines Schlangenexperten teilnehmen durften. Der Vortrag war sehr interessant, vor allem weil es der Redner auch bestens verstanden hatte, den Vortrag äusserst lebendig zu gestalten. Etwas gewagt aus US-amerikanischer Sicht waren möglicherweise die Bilder seiner halb-nackten Assistentinnen und ihm selber auf seinen Entdeckungsreisen.

Gestern war ich das erste mal joggen am Lake Michigan; der See, der wohl mehr Meer ist ;) Da uns das Wetter seit meiner Ankunft mit zumeist strahlend-blauem Himmel verwöhnt, war das ganze ein Genuss pur. So sehr, dass ich für meinen ersten Lauf seit längerer Zeit wohl eine etwas zu lange Strecke gewählt hatte und ich heute dafür mit Muskelkater büssen muss. Dafür haben sich die Schuhe, die ich meinem potentiellen "Sportgeschäft-Gefängnis" erworben hatte, als Glücksgriff erwiesen.